Erhöhter Eiweißkonsum so schädlich wie Rauchen?

Ist viel Eiweiß so schädlich wie Rauchen?

“Eiweiß ist so schädlich wie Rauchen und erhöht das Krebsrisiko.”
Immer wieder tauchen solche Schlagzeilen auf und gerne wird sich in diesem Zusammenhang auch auf Studien bezogen, die das angeblich beweisen.

Eine besonders gern zitierte ist die „China Study“, zu der ein gleichnamiges Buch existiert, das vor allen Dingen tierisches Protein als schädlich darstellt, allerdings höchst umstritten ist. Eine aktuellere Studie aus dem Jahre 2014 soll außerdem zeigen, dass eine proteinarme Ernährung das Krebsrisiko senken kann – auch hier muss man sich aber die Details anschauen.

Aber was hat es jetzt mit Eiweiß und dem Krebsrisiko auf sich und besteht überhaupt eine Verbindung? Wir versuchen, etwas Klarheit in das Wirrwarr an Informationen zu bringen.

Studie: Low protein intake is associated with a major reduction in IGF-1, cancer, and overall mortality in the 65 and younger but not older population.

Was verbindet Eiweiß und Krebs?

Ganz einfach: Wie jede andere Zelle im Körper braucht auch eine Krebszelle Eiweiß, um zu wachsen – und wenn man den Körper mit mehr Eiweiß versorgt, versorgt man natürlich auch die Krebszellen.

Aber könnte man einen vorhandenen Tumor dann nicht einfach „aushungern“, indem man komplett auf Eiweiß verzichtet?

Klar, könnte man – allerdings wäre man dann tot. Denn Protein ist essentiell und muss über die Ernährung aufgenommen werden.

Ein Verzicht ist also keine Möglichkeit und auch zu wenig Eiweiß ist keine Lösung – denn auch die Immunzellen brauchen Proteine. Und ein schwaches Immunsystem erhöht natürlich die Anfälligkeit für Krankheiten jeder Art.

Eiweiß trägt also lediglich zum Wachstum vorhandener Tumore bei, was sich allerdings nicht verhindern lässt, da es überlebensnotwendig ist. Ein (teilweiser) Verzicht schwächt dazu außerdem auch das Immunsystem.

Bis hierher sieht es also ganz danach aus, dass Eiweiß der Schädlichkeit des Rauchens nicht annähernd nahe kommt. Und tatsächlich werden die Ergebnisse vieler Studien von den Medien stark dramatisiert oder nicht genau genug erläutert.

Woher kommen diese Aussagen überhaupt?

Ganz einfach: Von verschiedenen Studien, aus deren Ergebnissen das interpretiert wurde. Bestes Beispiel ist die eben erwähnte Studie aus dem Jahre 2014 zur Sterblichkeit durch verschiedene Krankheiten, die allerdings viele Fragen unbeantwortet lässt.

So beruht die Untersuchung zum Beispiel nur auf Probanden, die mindestens 50 Jahre alt waren. Dazu wurden nur die Makronährstoffe berücksichtigt – die Quelle des Proteins, der Verzehr von Obst und Gemüse und die genaue Zusammensetzung der Ernährung wurden nicht bedacht.

Die Ergebnisse innerhalb der Studie waren außerdem gegenläufig: Bis zum Alter von 65 erhöhte ein hoher Eiweißkonsum die Mortalität, darüber kehrte sich dieser Effekt um.

Unterstützt werden sollte diese These durch eine Studie an Mäusen – die wurden mit Krebs infiziert und in Gruppen mit verschieden hohem Proteinkonsum eingeteilt. In der Gruppe mit hohem Konsum war das Tumorwachstum dann erhöht.

Das kann man allerdings zum einen nicht auf den Menschen übertragen, zum anderen ging es in der menschlichen Studie ja nicht ausschließlich um die Sterblichkeit durch Krebstumore – die Mäuse waren jedoch alle mit Krebs infiziert.

Was bedeutet das alles?

Zugegeben, bis hierher ist das Ganze noch etwas durcheinander, deshalb noch einmal die Schlussfolgerung:

Eine erhöhte Proteinzufuhr verursacht keinen Krebs, fördert aber das Tumorwachstum, wenn er erst einmal vorhanden ist – das ist allerdings logisch, da alle Zellen Proteine zum Wachsen brauchen, unter anderem auch die Immunzellen. Hier stärkt man also nicht nur den Krebs, sondern auch seinen Gegenspieler.

Studien zum Thema sind bisher kaum aussagekräftig oder teilweise abenteuerlich interpretiert – hier fehlen einfach Untersuchungen, die auf ausreichend große Datenmengen zurückgreifen können.

Fazit

Am Ende bleibt uns also nur zu sagen: Nein, ein erhöhter Eiweißkonsum ist keinesfalls mit dem Rauchen zu vergleichen – im Gegenteil, ohne Vorerkrankungen ist eine proteinreiche Ernährung die passende Wahl, um gesund zu bleiben.

Wer allerdings unter Krankheiten wie Krebs oder Diabetes leidet, der sollte sich in Sachen Ernährung sowieso mit seinem Arzt auseinandersetzen – denn dann gelten natürlich andere Maßstäbe.

Auf Eiweißpulver bezogen bedeutet das: Die erhöhte Proteinzufuhr ist für einen gesunden Menschen kein Problem und für den Muskelerhalt und -aufbau auch sinnvoll. Bildet euch am besten eine eigene Meinung und schaut euch die Studie einmal selbst an, wenn euch die genauen Zusammenhänge interessieren.