Aminosäuren

Aminosäuren. Jeder braucht sie, Sportler ganz besonders – und trotzdem wissen viele gar nicht, was es genau damit auf sich hat und vor allem, welche Aminosäure eigentlich welche Eigenschaften mit sich bringt.

Deshalb haben wir uns entschieden, einmal einen wirklich ausführlichen Artikel zum Thema zu schreiben und dabei nicht nur die so gern behandelten verzweigtkettigen Aminosäuren (BCAA) genauer zu betrachten, sondern auch auf weniger prominente Aminosäuren einzugehen.

Wir werden dabei auch versuchen, zu jeder Aminosäure einige passende Studien für euch zu finden – schließlich geht es hier nicht um Gerüchte und angebliche Wirkungen, sondern um wissenschaftlich untermauerte Fakten.

Aber reden wir doch nicht lange, sondern kommen gleich zur Sache:

Was sind Aminosäuren eigentlich?

Wir könnten uns jetzt hier in Ergüsse chemischer Formeln und Fachausdrücke vergehen, wollen diesen Punkt aber auf das beschränken, was für Sportler interessant und wichtig sein könnte.

Wer etwas mit Chemiekenntnissen im Studio angeben will: Aminosäuren sind Carbonsäuren, gehören daneben aber auch zur Gruppe der Amine, die Derivate von Ammoniak sind. Dabei besteht eine Aminosäure immer aus mindestens einer Carboxygruppe und einer Aminogruppe.

Aber genug Fachchinesisch für einen Tag.

Aminosäuren sind vor allen Dingen so wichtig, da sie als Bausteine für Proteine und andere Stoffe im Körper dienen – werden sie über die Nahrung aufgenommen, zerlegt der Körper die Proteine wieder in einzelne Aminosäuren und Proteinbausteine, die dann für verschiedene Funktionen im Körper verwendet werden.

Dazu gehört unter anderem die Funktion als Neurotransmitter, außerdem werden Aminosäuren zur Bildung von Hormonen herangezogen – und nicht zuletzt natürlich auch zum Aufbau von Muskelmasse, was den meisten Sportlern bekannt sein dürfte.

Damit gehören Aminosäuren – in Form von Proteinen – zu den beiden essentiellen Makronährstoffen, ohne die der Körper nicht überlebensfähig ist. Fette sind dabei der zweite essentielle Makronährstoff.

Aminosäuren sind überlebensnotwendig und an unzähligen Prozessen im menschlichen Körper beteiligt – höchste Zeit also, dass wir Ihnen die Aufmerksamkeit zukommen lassen, die sie verdienen.

Übrigens: Wenn wir von „Aminosäuren“ sprechen, meinen wir meist die proteinogenen Aminosäuren, die im menschlichen Körper zum Aufbau von Proteinen verwendet werden – das ist aber nur ein kleiner Teil aller Aminosäuren, die bis heute entdeckt oder synthetisiert wurden.

Essentiell, nicht-essentiell, semi-essentiell

Auf diese drei Begriffe stößt man im Zusammenhang mit Aminosäuren ständig – denn sie teilen die Aminosäuren je nach Betrachtungsweise in zwei oder drei Gruppen ein.

Essentielle Aminosäuren können dabei vom Körper nicht selbst hergestellt werden und müssen deshalb über die Nahrung aufgenommen werden. Zu ihnen gehören:

Isoleucin
Leucin
Lysin
Methionin
Phenylalanin
Threonin
Tryptophan
Valin

Nicht-essentielle Aminosäuren produziert der Körper selbst. In der Praxis sind das folgende:

Alanin
Asparaginsäure
Asparagin
Cystein
Glutamin
Glutaminsäure
Glycin
Prolin
Serin
Tyrosin
Arginin
Histidin

Daneben gibt es unter den nicht-essentiellen Aminosäuren einige, die in besonderen Situationen – etwa im Wachstum, nach Verletzungen oder bei besonders hoher Belastung – nicht mehr in ausreichender Menge produziert werden. Diese werden dann entsprechend in dieser Situation essentiell und deshalb teilweise al semi-essentiell bezeichnet.

Im Folgenden werden wir jede Aminosäure noch einmal genauer betrachten und dabei vor allen Dingen darauf eingehen, welche Funktion sie jeweils im Körper erfüllt – und wir beginnen direkt mit den essentiellen Aminosäuren.

Essentielle Aminosäuren und ihre Funktionen

Der Körper kann sie nicht herstellen, also kommen sie über die Nahrung dazu – aber welche Eigenschaften bringen die einzelnen essentiellen Aminosäuren eigentlich mit sich und welche Funktionen erfüllen sie?

Isoleucin

Als eine der drei Aminosäuren, die als BCAA bekannt sind, ist Isoleucin als Baustein für den Proteinaufbau notwendig – und unterstützt damit etwa das Muskelwachstum. In Notfällen kann der Körper Isoleucin aber auch verstoffwechseln und als Energiequelle nutzen, um etwa Hungerperioden zu überstehen.(1)

Zu Isoleucin sind leider keine ausführlichen Studien vorhanden – als weitere Wirkung wird dennoch davon ausgegangen, dass die Aufnahme und Verwendung von Glucose während des Trainings verbessert wird, womit die Energiebereitstellung verbessert würde.(2)

Leucin

Leucin wird von vielen Sportlern als die entscheidende der drei BCAA gesehen – und das vor allen Dingen, da es noch immer als entscheidender „Signalgeber“ für den Muskelaufbau gehandelt wird.

Ein weiterer positiver Aspekt von Leucin: In Verbindung mit den anderen beiden BCAA wirkt es antikatabol, kann also vor Muskelabbau schützen.

Leucin wirkt unter anderem anabol, da es die Insuliausschüttung erhöht – in einer Studie(3) sorgte Leucin dafür, dass der Insulinausstoß verdoppelt wurde, wenn es einer Mischung aus hochglykämischen Kohlenhydraten und Casein zugegeben wurde.

Lysin

Lysin ist als Aminosäure unter anderem am Aufbau von Kollagen beteiligt, ein Mangel kann etwa zu brüchigen Fingernägeln führen – aber auch am Aufbau von Protein ist Lysin beteiligt.

Eine Rolle spielt Lysin außerdem bei der Aufnahme von Calcium und in Zusammenhang mit dem Immunsystem. Es ist essentiell und muss entsprechend über die Nahrung aufgenommen werden.

Methionin

Methionin wird im Körper unter anderem verwendet, um Cystein – eine entsprechend nicht-essentielle Aminosäure – herzustellen. Wird kein Cystein über die Nahrung aufgenommen, kann es durch Methionin ersetzt werden. In welchem Maße das andersherum möglich ist, hat die Forschung bis heute leider noch nicht genau herausgefunden, Methionin gilt also weiterhin als essentielle Aminosäure. (4)(5)

Phenylalanin

Auch Phenylalanin ist eine Aminosäure, die der Körper zum Aufbau anderer Aminosäuren – in diesem Fall Tyrosin – verwendet. Das macht Tyrosin zu einer nicht-essentiellen Aminosäure.

Phenylalanin dagegen ist essentiell und wird im Körper nicht nur zur Herstellung von Tyrosin benötigt. Auch für die Herstellung von Botenstoffen wie Dopamin dient Phenylalanin als Ausgangsstoff.

Wer einmal auf eine Kaugummi-Packung geschaut hat, der kennt außerdem noch einen weiteren Effekt dieser Aminosäure: Phenylalanin kann in hohen Dosen abführend wirken.

Threonin

Threonin ist eine weitere essentielle Aminosäure, die an der Regulierung von Enzymen beteiligt ist, wie das bei einigen anderen Aminosäuren auch der Fall ist.

Als Nahrungsergänzung ist Threonin dann vor allen Dingen in der Landwirtschaft verbreitet – hier wird es unter das Futter von Nutztieren gemischt, um die biologische Wertigkeit und damit die Verwertbarkeit der Proteine verschiedener Getreidesorten zu verbessern.

Tryptophan

Tryptophan wird teilweise in schwachen Schlafmitteln als Wirkstoff verwendet – denn die Aminosäure fungiert als Ausgangsstoff für die Produktion von Serotonin, einem Neurotransmitter, der Müdigkeit herbeiführt.

Ein Tryptophanmangel kann außerdem wohl auch zu depressiven Erscheinungen führen, denn auch hier ist ein Mangel an Serotonin mitverantwortlich.

Valin

Valin ist die dritte Aminosäure im Bunde der BCAA, die sich in ihrer Wirkung hervorragend ergänzen und teilweise überschneiden.

Auch Valin ist eine essentielle Aminosäure und wird zum großen Teil in den Muskeln verstoffwechselt. Valin regt dabei die Insulinausschüttung an und ist damit eine der Aminosäuren, die den Aufbau von Muskulatur unterstützen können.

Studien werden häufig mit BCAA allgemein durchgeführt – zu Valin allein gibt es dagegen kaum aussagekräftige Studienergebnisse.

Nicht-essentielle Aminosäuren und ihre Funktionen

Nicht-essentielle Aminosäuren kann der Körper selbst herstellen – teilweise braucht er dabei als „Baustoff“ allerdings essentielle Aminosäuren. Insgesamt gibt es 12 nicht-essentielle Aminosäuren, die jeweils unterschiedliche Funktionen mit sich bringen.

Alanin

Die erste nicht-essentielle Aminosäure, mit der wir uns beschäftigen wollen, ist auch gleichzeitig eine besonders wichtige – denn L-Alanin ist nicht nur für die Gesundheit wichtig, sondern kann unter bestimmten Umständen auch die Leistungsfähigkeit erhöhen.

Im Körper hat es unter anderem die Aufgabe, den Glukosehaushalt zu überwachen und bei Bedarf zu regulieren – das geht soweit, dass Alanin in einer Studie sogar erfolgreich die Symptome einer Diabetes lindern konnte. (6)

Dabei sorgt Alanin wahlweise für eine erhöhte Ausschüttung von Insulin oder eine vermehrte Produktion von Glukose – und kann so den Blutzuckerspiegel in beide Richtungen regulieren.

Weitere Studien zeigten, dass Alanin zum einen die Leistungsfähigkeit verbessern (7) und zum anderen eine krankhafte Vergrößerung der Prostata eindämmen kann. (8)

Arginin

Arginin kann vom Körper selbst hergestellt werden – allerdings nicht immer in der Menge, in der es benötigt wird. Gerade im Wachstum, während Krankheiten oder bei der Genesung nach Unfällen ist die Produktion von Arginin im Körper häufig nicht ausreichend, so dass hier die Ernährung entsprechend angepasst werden sollte.

Zu Arginin gibt es viele verschiedene Studien (9)(10)(11)(12), die positive Auswirkungen auf die Gesundheit nahelegen – allerdings in den meisten Fällen nur dann, wenn eine Erkrankung vorliegt. In einem solchen Fall wird der Arzt ohnehin entsprechende Empfehlungen aussprechen. Diese Aufgabe können und werden wir natürlich nicht übernehmen.

Fakt ist aber: Arginin ist für gesunde Gefäße wichtig und hat Einfluss auf den Blutdruck, nimmt am Eiweißstoffwechsel teil und wird unter anderem bei der Behandlung von Arteriosklerose und Diabetes eingesetzt.

Übrigens: Auch wenn es immer wieder gerne propagiert wird und auch einige wenige Studien darauf hinweisen – die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit sieht bei gesunden Menschen positive Effekte auf Muskelaufbau, Potenz oder Durchblutung nicht als wissenschaftlich erwiesen.

Asparagin

Asparagin wird vom Körper aus Asparaginsäure synthetisiert und ist nicht-essentiell – im Körper ist es unter anderem dann beteiligt, wenn es um die Ausscheidung von Giftstoffen geht. Daneben ist es, wie die meisten Aminosäuren, auch als Ausgangsstoff verschiedener Botenstoffe und für den Aufbau von Gewebe wichtig.

Studien gibt es zu diesem Thema wenige, als Supplement kann Asparagin ohnehin nicht aufgenommen werden – sollte eine Aufnahme nötig sein, wird der Arzt darauf hinweisen und entsprechende Produkte verschreiben.

Asparaginsäure

Asparaginsäure ist ebenfalls eine nicht-essentielle Aminosäure, die der Körper selbst herstellen kann – und aus der er wiederum Asparagin synthetisiert.

Weitere Funktionen sind vor allen Dingen im Bereich der Botenstoffe zu sehen, wo Asparaginsäure als Ausgangsstoff dient, außerdem wird es vom Körper genutzt, um aus stickstoffhaltigen Abbauprodukten Harnstoff zu machen, der dann ausgeschieden werden kann.

Studien legen nahe, dass der Testosteronspiegel durch die Supplementation mit Asparaginsäure angehoben werden kann. (13) Positive Auswirkungen im Bezug auf das Zulegen von magerer Muskelmasse oder das Abbauen von Fett konnten sich dagegen in Studien nicht bewahrheiten. (14)(15)

Asparaginsäure ist übrigens auch Grundlage zur Herstellung von Aspartam, das als Süßstoff Verwendung findet.

Cystein

Zahlreiche Funktionen kommen auch Cystein, der nächsten nicht-essentiellen Aminosäure, zu – neben der Verwendung im Zusammenhang mit der Bildung verschiedener Gewebe hat es im Körper auch Einfluss auf das Immunsystem. Das hat zur Folge, dass aus Cystein auch verschiedene pharmazeutische Wirkstoffe hergestellt werden.

Auch die antioxidative Wirkung von Cystein ist bekannt, wodurch es die Zellen gegenüber freien Radikalen schützt.

Glutamin

Wenn eine Aminosäure besonders gerne einzeln supplementiert wird, dann ist das Glutamin – was interessant ist, schließlich ist es in Whey und Casein gleichermaßen in hoher Konzentration vorhanden.

Die Auswirkungen von Glutamin auf den Muskelaufbau sind belegt – allerdings nur, wenn nach einer Verletzung oder einem physischen Trauma die Ernährung durch Glutamin ergänzt wird.

Im Körper ist Glutamin vor allen Dingen in Zusammenhang mit dem Immunsystem und der Resorption von Nährstoffen zu sehen, wodurch es zu einer entscheidenden Aminosäure wird, die der Körper im Normalfall allerdings in ausreichender Menge selbst herstellen kann.

Vermutungen zu positiven Auswirkungen für Sportler gibt es viele, allerdings haben sich in Studien (16) die meisten davon für gesunde Menschen nicht bestätigt.

Glutaminsäure

Wie die Namen vermuten lassen, hängen Glutaminsäure und Glutamin zusammen – und zwar, indem zweiteres im Körper aus Glutaminsäure gebildet wird. Dabei wird giftiges Ammoniak gebunden, das dann vom Körper ausgeschieden werden kann.

Glutaminsäure ist darüber hinaus Ausgangsstoff für verschiedene Neurotransmitter und auch aus diesem Grund für den Körper entscheidend – dennoch ist sie nicht essentiell, da sie vom Körper synthetisiert werden kann.

Auch im Citratzyklus, der unter anderem für die Gewinnung von Energie zuständig ist, kommt Glutaminsäure eine entscheidende Rolle zu – auch hier wieder, indem Ammoniak gebunden wird, damit es ausgeschieden werden kann.

Glycin

Glycin ist die einfachste der proteinogenen Aminosäuren und wird neben der Rolle als Proteinbestandteil auch im Nervensystem (als Neurotransmitter) verwendet.

Im Stoffwechsel wird Glycin unter anderem benötigt, um verschiedene Bestandteile der DNA herzustellen, außerdem auch zur Synthese von Kreatin.

Glycin kann dabei aus Serin gewonnen oder für die Gewinnung von Serin genutzt werden – eine seltene Wechselseitigkeit unter den Aminosäuren.

Bei Wahrnehmungsstörungen (17) oder Müdigkeitserscheinungen (18) wird Glycin in der Pharmazie eingesetzt – hierzu wurden diverse Studien durchgeführt.

Histidin

Wie so viele Aminosäuren dient auch Histidin als Ausgangsstoff für verschiedene Substanzen – von Histamin und Glutamat bis hin zum Blutfarbstoff Hämoglobin wird es dabei als Baustein verschiedener Substanzen genutzt.

Auswirkungen hat Histidin auch auf den pH-Wert des Bluts, außerdem ist es durch die Verwendung im Zuge der Bildung verschiedener Gewebe auch für Wachstum, Wundheilung und Regenerationsprozesse des Körpers vonnöten.

Durch Studien ist mittlerweile auch die blutdrucksenkende Wirkung von Histidin bekannt (19), außerdem wird Histidin in der Medizin zur Behandlung von Niereninsuffizienz eingesetzt und hat dort positive Auswirkungen. (20)

Prolin

Prolin wird immer einmal wieder nicht als Amino-, sondern Iminosäure bezeichnet, auch wenn das nicht nur falsch, sondern die Klassifizierung auch veraltet ist.

Für die meisten Menschen am interessantesten ist wohl die Tatsache, dass Prolin an der Bildung von Kollagen beteiligt ist – und entsprechend für stabile Knochen und kräftiges Bindegewebe mitverantwortlich ist. (21)

Prolin hat daneben außerdem die Aufgabe, als Puffer gegen einige Ionen zu fungieren und damit die Enzymtätigkeit im Cytoplasma zu schützen.

Serin

Serin kann der Körper aus Glycin gewinnen, weshalb die Aminosäure nicht-essentiell ist – umgekehrt kann Serin aber auch vom Körper verwendet werden, um Glycin herzustellen.

Die Hauptfunktionen von Serin sind im Zusammenhang mit Enzymen zu finden, wobei unter anderem die volle Funktionsfähigkeit des zentralen Nervensystems und des Gehirns Serin voraussetzt.

Da die Herstellung von Serotonin aus Tryptophan das Vorhandensein von Serin voraussetzt, ist eine ausreichende Versorgung auch im Zusammenhang mit dem Vorbeugen verschiedener Krankheitsbilder zu sehen, wie Studien zu Schizophrenie (22), Parkinson (23) und Depressionen (24) zeigen.

Tyrosin

Wenn es um die Regulierung der Stimmung, um erholsamen Schlaf und andere durch Neurotransmitter gesteuerte Vorgänge geht, ist Tyrosin wichtig – denn es dient als Ausgangsstoff für Botenstoffe wie Dopamin oder Melanin. Tyrosin selbst hat dabei aber Studien zufolge keinen direkten Einfluss auf die Stimmungslage. (25)(26)(27)(28)(29)

Da es aus Phenylalanin gebildet werden kann, gehört es dennoch zu den nicht-essentiellen Aminosäuren.

Aminosäuren für Sportler – differenziert betrachtet

Bisher haben wir uns vor allen Dingen mit den Wirkungen der Aminosäuren beschäftigt, die allgemein gelten oder im Falle von Erkrankungen wichtig sind – jetzt wollen wir noch einmal kurz und prägnant auf einige Aminosäuren eingehen, die Sportlern gerne empfohlen werden, um Ziele wie Muskelaufbau oder den Erhalt von Muskelmasse im Kaloriendefizit zu erreichen.

Und natürlich wird einigen Aminosäuren auch nachgesagt, dass sie die Leistungsfähigkeit steigern – was wirklich dran ist, wollen wir an dieser Stelle einmal zusammenfassen.

BCAA für alle?

BCAA – den verzweigtkettigen Aminosäuren Leucin, Isoleucin und Valin – werden eine ganze Reihe von positiven Effekten nachgesagt und sie sind wohl eines der beliebtesten Nahrungsergänzungsmittel unter Sportlern.

Wie wir im Laufe des Artikels schon angesprochen haben, sind die BCAA unter anderem für den Muskelaufbau und den Glukosehaushalt entscheidend – und deshalb für Sportler entsprechend interessant.

Wer sich proteinreich ernährt, der wird auch ohne spezielle Supplementation ausreichend BCAA zu sich nehmen – lediglich vor dem Training auf nüchternen Magen oder in einer Diät mit großem Kaloriendefizit sind BCAA entsprechend hilfreich, um die Verstoffwechselung von Muskelprotein so weit wie möglich zu beschränken (antikatabol) und zur Regeneration der Muskulatur beizutragen (anabol).

Studien zu BCAA gibt es unzählige und es wurden eine ganze Reihe verschiedener angeblicher Effekte untersucht – bei vielen kam die Wissenschaft aber zu dem Ergebnis, dass sie nicht mit BCAA zusammenhängen. Hier(30) kann man sich viele Studienergebnisse einmal ordentlich sortiert anschauen.

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Glutamin für mehr Leistung?

Diese Eigenschaft wird Glutamin häufig nachgesagt – und zumindest eines ist klar: Herrscht im Körper ein Glutaminmangel, wird die Leistungsfähigkeit eingeschränkt. Zu einem solchen Mangel kommt es im Regelfall aber nur bei hohem Stress oder nach einer Verletzung, da dann der Bedarf entsprechend erhöht ist.

Wer sich eiweißreich ernährt, wird ohnehin keine Probleme mit einer zu geringen Glutamin-Aufnahme haben – denn Glutamin ist in zahlreichen Proteinquellen, zum Beispiel in Quark, in großer Menge enthalten.

Arginin als Allheilmittel?

Ab und an sieht man Quellen, die Arginin als eine Art Allheilmittel und förderlich für mehr Muskelaufbau, höhere Leistungsfähigkeit und mehr Potenz sehen – die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit sieht das allerdings nicht als ausreichend belegt an, weshalb mit solchen Vorteilen nicht geworben werden darf.

Das Supplementieren ist also nur im Krankheitsfall – und dann entsprechend in Rücksprache mit einem Arzt – als sinnvoll in Erwägung zu ziehen.

(Beta-) Alanin für eine erhöhte Leistungsfähigkeit?

Gerade in Pre-Workout-Supplementen ist immer wieder Beta-Alanin zu finden, dass sich bei vielen Sportlern gerade bei den ersten Einnahmen durch ein Kribbeln bemerkbar macht – und dem eine leistungssteigernde Wirkung nachgesagt wird.

Eine Studie (7) hat das zumindest im Zusammenhang mit HIIT-Training auch bestätigt, weshalb man hierin eine durchaus sinnvolle Supplementation sehen kann.

Tryptophan für mehr Ausdauer?

Tryptophan gilt unter einigen Sportlern als das Supplement, wenn es darum geht, die Ausdauer zu steigern – vor allen Dingen, weil dadurch die Schmerzresistenz gesenkt werden soll.

Eine Studie mit 12 Probanden auf dem Laufband belegte dieses Ergebnis deutlich(31),, eine später durchgeführte, aussagekräftigere Studie mit 49 Sportlern dagegen widerlegte die Ergebnisse.(32)

Entsprechend können wir aktuell nicht sagen, dass Tryptophan für Sportler in Sachen Leistungssteigerung Effekte erzielt, die eine Einnahme sinnvoll erscheinen ließen.

Tyrosin für besseren Umgang mit Stresssituationen?

Tyrosin wird zur Bildung verschiedener Neurotransmitter verwendet – diese wiederum sorgen dann Studien zufolge dafür, dass zum einen die Wahrnehmung in Stresssituationen verbessert und zum anderen das Stresslevel reduziert wird. (33)(34)

Entsprechend erscheint es durchaus sinnvoll, Tyrosin zu supplementieren, um vor Stresssituationen – was für den Körper auch ein Training sein kann – den Ausgangsstoff für entsprechende Neurotransmitter in ausreichender Menge bereitzustellen.

Leucin – Peak für den Muskelaufbau?

Das bedeutet allerdings nicht, dass mehr Leucin dazu führt, dass mehr Muskelmasse aufgebaut wird – wer seinen Bedarf deckt, was bei einer proteinreichen Ernährung problemlos geschieht, der wird von einer weiteren Aufnahme keine zusätzlichen Erfolge erwarten können. Bei einer Studie mit untrainierten Männern, die wahlweise 4 g Leucin oder ein Placebo erhielten, konnte im Verlaufe eines zwölfwöchigen Zeitraums allerdings eine erhöhte Kraftsteigerung beobachtet werden. (35)

Am Ende werden die meisten Sportler Leucin ohnehin als BCAA-Supplement mit Isoleucin und Valin aufnehmen – und in diesem Zusammenhang gibt es auch mehr aussagekräftige Studien.

Fazit: Aminosäuren für Sportler – essentiell, aber keine Wundermittel

Der gesamte Körper würde ohne Aminosäuren nicht überlebensfähig sein – das gilt für essentielle Aminosäuren genau so wir für nicht-essentielle. Den Bedarf zu decken, ist deshalb nicht nur für Sportler, sondern für jeden Menschen überlebenswichtig.

Durch die höhere Belastung haben Sportler durchaus einen erhöhten Bedarf an einigen Aminosäuren, der durch eine proteinhaltige Diät aber in den meisten Fällen gedeckt wird – entsprechend ist auch eine Supplementation mit einzelnen Aminosäuren in den meisten Fällen nicht nötig.

In besonderen Situationen, etwa einer Diät mit großem Kaloriendefizit, bei vegetarischer oder veganer Ernährung oder in Zeiten von viel Stress können einzelne Aminosäuren, etwa BCAA oder auch Tyrosin, allerdings dem Körper helfen, besser mit der Belastung zurechtzukommen.

Am Ende ist es also eine eiweißreiche, ausgewogene Ernährung, die den Körper mit allen wichtigen Aminosäuren versorgt – Eiweißpulver können dabei helfen, da sie häufig ein komplettes Aminosäureprofil mitbringen.

Wunder kann man durch Supplemente aber natürlich noch immer nicht erwarten – es geht darum, mit Ihnen das Maximum aus dem Körper herauszuholen, das funktioniert aber natürlich nur mit entsprechendem Einsatz, der nicht beim Einnehmen einiger Pülverchen aufhört.

Quellen